Die Wiederentdeckung des Flusswasserkraftwerkes
Dass mit der Energie, die allein aus den Höhenunterschieden von Gewässern steckt auch Strom gewonnen werden kann, ist seit Langem bekannt – besonders skandinavische Länder erzeugen einen großen Anteil ihres Strombedarfs auf diese Art und Weise. Doch ein entscheidender Nachteil bleibt: Beim Aufstauen des Wassers greift man in den natürlichen Kreislauf ein – was in Deutschland schon rechtlich nicht einfach zu bewerkstelligen ist. Flusswasserkraftwerke könnten eine Lösung sein.
Vorteil: konstante Stromerzeugung
Wer sich noch vor einigen Jahren auf die Suche nach dieser Technologie machte, dürfte überrascht gewesen sein: Obwohl mit Mühlrädern an Flüssen schon seit Jahrhunderten auch die natürliche Strömung der Gewässer genutzt wird, existierte zur Stromerzeugung lange keine Technologie. Das soll sich ändern: Ein Netzwerk aus elf mittelständischen Unternehmen und vier Forschungseinrichtungen hat ein Pilotprojekt gestartet. Seit dem letzten Jahr ist die Anlage in Betrieb – und einige Anfangsprobleme schon gelöst. So wurden beispielsweise die Schaufeln in der Formgebung so verändert, dass die Ausbeute maximal ist. Auch eine konstante Spannungserzeugung bei unterschiedlichen Fließgeschwindigkeiten war ein Thema.
Derzeit noch zu teuer
Die unter dem Namen “River Rider” betriebene Anlage wird von der Kooperation jetzt auch verkauft. Bis zu vier Einfamilienhäuser könnte das Flusswasserkraftwerk mit Strom versorgen – je nach Fließgeschwindigkeit des Flusses. Trotzdem rechnet sich ein kommerzieller Einsatz momentan noch nicht. Im Vergleich zu anderen regenerativen Energieträgern steht die Forschung erst am Beginn. Betreiber der Kraftwerke gehen deshalb auch von enormen Entwicklungsfortschritten in den kommenden Jahren aus. Der Pumpenbauer KSB plant Projekte in Afrika und will mit besonders innovativen Technologien überzeugen. Anders als das traditionelle Mühlrad ähneln die Anlagen in Bezug auf die Strömung eher Windkraftwerken – mit dem Vorteil der steten Energieversorgung. Dafür sind allerdings aufwendige Armaturen für jede Pumpe notwendig, die die Anlage steuern, was derzeit noch die größte Herausforderung darstellt.
Flusskraftwerke mit viel Potenzial
Das Flusswasserkraftwerk ist eine vielversprechende Alternative bei der Stromerzeugung, die weniger Nachteile mit sich bringt als viele andere regenerative Energien. Die Energieerzeugung ist konstant, was Stromspeicher überflüssig macht. Außerdem muss kein Wasser aufgestaut werden, wodurch ein schwerwiegender Eingriff in die Natur verhindert werden kann. Dafür lässt der Wirkungsgrad derzeit noch zu wünschen übrig – allerdings steckt die Technologie auch noch in den Kinderschuhen.